Konzerte - Egerländerbesetzung des Heeresmusikkorps 2 aus Kassel

Text und Bilder von Tanja Heier, Rhön- und Streubote

 

Leckerbissen aus der böhmischen Küche
Heeresmusikkorps aus Kassel reißt das Publikum beim Benefizkonzert zugunsten der Jugend von den Stühlen


Ostheim. (th) Die Stadtkapelle des Rhönstädtchens ist längst ein Garant für beste Unterhaltung in Sachen Blasmusik. Aber auch wenn diese nicht selber aufspielt  und sich dafür Gäste einlädt, darf der Zuhörer davon ausgehen, dass ihn ein Ohrenschmaus auf höchstem Niveau erwartet. So geschehen am vergangenen Mittwoch. Die Egerländerbesetzung des Heeresmusikkorps 2 aus Kassel fackelte unter der Leitung von Stabsfeldwebel Udo Seifert in der Aula der Grundschule Ostheim ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse ab.

Wer glaubt, böhmische Blasmusik sei langweilig und nur etwas für alte Leute, der war noch nie bei einem Konzert der oben genannten Hessen zu Gast. Im Jubiläumsjahr 2014 hatte die Stadtkapelle Ostheim hierzu als weiteres Highlight eingeladen, und wer sich trotz Fußball im Fernsehen auf den Weg  gemacht hatte, der sollte es nicht bereuen.
Monika Weber, die erste Vorsitzende der Gastgeber, versprach zu Beginn einen „musikalischen Leckerbissen“ und das war er dann auch.

Die Egerländer-Besetzung des Heeresmusikkorps 2 aus Kassel
Mit dem bekannten Marsch „Gruß an Böhmen“  wurde schon deutlich, welches Potential in dem Orchester steckte. Dirigent Udo Seifert verlangte seinen Männern alles ab und diese gaben mit spielerischer Leichtigkeit und Hingabe ihr Bestes. Der Marsch „Frieden und Freiheit“ von Wolfgang Gutmann hatte einen ernsten Hintergrund. Er wurde zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge des  11. September geschrieben.
Fröhlicher wurde es mit der „Gartenpolka“ und dem Walzer „Wenn der Wein blüht ist es schön an der Donau“. Letzterer war ursprünglich als Gesangsduett zwischen einem feschen Mädel in Dirndl und einen gestandenen Kerl in Lederhosen gedacht. In Ermangelung der Dame griff man auf Markus Klöppner  zurück. Dieser harmonierte gesanglich wunderbar mit Udo Seifert. Klöppner ließ es sich nicht nehmen, mit seinem Charme die Frauen im Publikum zu verzaubern und nahm für einen Moment neben der Bürgermeistergattin Platz, um diese direkt anzuschmachten.
Beschwingt ging es weiter mit den „Goldenen Trompeten“, der „Musikantenliebe“ und der Polka „Ein halbes Jahrhundert“.
Klarinettist Andreas Alschinger moderierte zwischendurch äußerst erheiternd die Stücke an, stellte dabei seine Musikerkollegen vor und animierte die Zuhörer zum Schunkeln. Da das seiner Meinung nach noch nicht so toll klappte, lud er zu einem nicht ganz ernst zu nehmenden „Schunkelworkshop“ nach Kassel ein.

Bei der Polka „Zwei Könige“ überzeugten Christian Milde und Dennis Pieper mit ihren Soli am Tenorhorn, bevor wieder alle gemeinsam die „Sehnsuchtspolka“ und das Duett „Wir Musikanten“ anstimmten.

 Zum Titel „Auf der Vogelwiese“, gab es für die Zuhörer kein Halten mehr. Kräftig und textsicher wurde mitgesungen und geklatscht und es blieb nicht verborgen, welche Freude sie den Akteuren auf der Bühne damit machten. Obwohl der Abend noch in vollem Gang war, wurden hier bereits die ersten Rufe nach einer Zugabe laut.

Mit der folgenden Solistenparade stellten sich die sogenannten Register, wie in Musikerkreisen die jeweiligen Instrumentengruppierungen genannt werden, vor. Besonders erwähnt seien die „Klarinettenstrolche“. Immer schneller wurde deren Solo und es brauchte eine unglaubliche Fingerfertigkeit.

Für die „Luftballonpolka “ hatte Solist Jan Schröter nach Aussage Alschingers „ganze vierzehn Semester“ studiert. Nein, das stimmte natürlich nicht. Bunte Ballons wurden in diesem fröhlichen Titel unter schauspielerischem Talent immer (oder eben nicht immer) zur rechten Zeit mit einer Nadel zum Platzen gebracht. Das Gesamtarrangement dieses Stückes darf als ein absolutes Highlight des Abends bezeichnet werden. Die Gäste waren nach dem letzten Ton jedenfalls völlig aus dem Häuschen. Udo Seifert taugte hierbei nicht nur als Dirigent, er machte auch so manchem Schauspieler Konkurrenz.

Solist Jan Schröter bei der Luftballonpolka
Nun verließen die Musiker winkend die Bühne. Einzig der Schlagzeuger blieb sitzen und nutzte die Gelegenheit, um sein Können unter Beweis zu stellen. Nicht nur musikalisch hatte Reiner Hartl einiges zu bieten, er durfte an dieser Stelle ebenfalls als Comedian bezeichnet werden. Nachdem er sein Instrument verlassen hatte, animierte er das Publikum zu dem Intro von Queens Hymne „We will rock you“ im Takt zu klatschen und er selbst trommelte dabei auf allem, was die leere Bühne hergab. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und schoss ein Foto in die Menge hinein. Diese tobte mittlerweile vor Begeisterung.

Nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten, kam das Orchester zurück und Moderator Andreas Alschinger kündigte noch einige Klassiker aus dem Repertoire Ernst Moschs, darunter auch die beliebten „Rauschenden Birken“ an.  Mit der Polka „Gute Nacht“ wollten die Musiker das Publikum nach Hause schicken. Aber daran war gar nicht  zu denken. Standing Ovations, Zugaberufe und tosender Applaus für einen böhmischen Leckerbissen der besonderen Art waren der Lohn für die schweißtreibende Arbeit im Rampenlicht.

Monika Weber bedankte sich herzlich bei den Gästen und gab noch Wegzehrung in Form von Ostheimer Leberkäse und frischem Brot mit auf den Heimweg.
Udo Seifert freute sich über die freundliche Aufnahme in der Rhön, lobte den musikalischen Sachverstand der Zuhörer und stimmte dann mit seinen Mannen die erste von zwei Zugaben an.