Jubiläum 2004 - Vorbericht

Vorberichte der Presse zum 50-jährigen Jubiläum der Stadtkapelle (MAIN POST vom 16.04.2004, Bericht Melanie Walter)

Vom "Adjuvantenkreis" zum Spitzenorchester


Ostheim. Als gäbe es in Ostheim in diesem Jahr nicht schon genug zu feiern! Als könnte man das Streu-Städtchen getrennt von der Stadtkapelle betrachten! Die beiden sind ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, das beweist das Jahr 2004 einmal mehr.

   


Neben der 1200-Jahr-Feier der Stadt begeht die Stadtkapelle am Samstag, 24. April, das 50. Jahr ihrer Wieder-gründung. Die Stadt wurde 804 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, von der Kapelle war 1781 als "Adjuvantenkreis" erstmals die Rede. Der spielte, bestehend aus "Paucken, Trompeten, Posaunen und anderen blasenden Instrumenten", anlässlich der Feier zur Aufsetzung des Knopfes mit Fahne auf den neuen Rathaus-Turm.

Die Entwicklung der Stadtmusik in Ostheim wird 1788 in der Verordnung des Fürstlichen Sachsischen Geistlichen Untergerichts in Eisenach lobend erwähnt: An der Streu herrsche ein sehr reges musikalisches Leben. Zunächst genügen vier Artikel, um die Aufgaben der Musik zu benennen; 1824 sind es 47 Paragrafen, die das gesamte kirchliche und weltliche Musikleben regeln. 1848 ist es Dr. Christian Gottlieb Glock, der die Bürgerwehrkapelle zur Musikkapelle ausbaut. Glock war der Bürgermeister von Ostheim und dirigierte das Orchester.

Bis in die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg gründen sich für kurze Zeit Kapellen und Chöre, denen aber keine lange Lebensdauer beschieden ist. Erst 1954 nimmt Bürgermeister Werner Artus das Zepter in die Hand. Er beauftragt den Berufsmusiker Emil Lueg, der zu der Zeit ein so genanntes Salon-Orchester führte, mit dem Aufbau einer Blasmusik-Kapelle. Artus' Initiative war von Erfolg gekrönt - bereits ein Jahr später nimmt die neue Formation am Fränkischen Musikfest in Geroldsgrün teil.

Ernst Rusteberg leitete in Ostheim einen Spielmannszug, der parallel zu der Kapelle existierte. Zum Vorsitzenden des Musikvereins Ostheim wurde Reinhold Trabert, Mitinhaber der Schuhfabrik, gewählt. Lueg schließlich wird 1957 von dem Klarinettisten Adolf Thiel als Dirigent abgelöst. Die Qualität der Kapellen-Leistungen steigt stetig und schnell: 1964 spielt Ostheim bereits in der damaligen Kunststufe. Eine wahre Blütezeit folgte mit Konzerten, Auftritten auf Festen und Rundfunkaufnahmen.

Für den kameradschaftlichen Zusammenhalt unter den Musikern sorgte Burkhard Wohlmacher, nachdem Thiel gestorben war und lange keine adäquate Nachfolge in Sicht war. 1984 besann man sich auf Stadtmusikmeister Walter Bortolotti, der bereits mit zwölf Jahren in der Stadtkapelle musizierte. Das Niveau der 50 bis 60 Musiker nahm wieder zu, der Applaus der Zuhörer war - und ist - den Ostheimern bei ihren Auftritten sicher.

Der Landtagsabgeordnete und Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes, Karl Kling, schrieb nach einem Gemeinschaftskonzert des Bayerischen Rundfunks, bei dem Ostheim den unterfränkischen Regierungsbezirk vertrat, an den Vorsitzenden Harald Möller folgende Worte: "Einen großartigen und nachhaltigen Eindruck hat die Ostheimer Stadtkapelle hinterlassen. Ein Spitzenorchester, das in der Höchststufe spielt und zu den besten Musikkapellen Bayerns gehört."

Seit Oktober 2000 hat die Stadtkapelle auf Initiative von Bortolotti auch ein Vororchester, das Jugendblasorchester ffortissimo. Erste Erfahrungen sammeln die etwa 40 Jungmusiker dort im Orchesterspiel. Nicht nur die Rahmengestaltung von Feiern und Festen übernehmen die Junioren, auch ganze Säle haben sie mit eigenen Konzerten schon gefüllt.

Neben dem Repertoire an traditioneller Blas- und moderner Unterhaltungsmusik, an Ouvertüren und konzertanten Stücken der Stadtkapelle gibt es im Musikverein auch die Egerländer-Besetzung. Ihr Schwerpunkt ist die böhmische Blasmusik. Daneben gibt es noch das Blechbläser-Quintett, das Saxophon-Ensemble und den Klarinetten-Chor. Von all diesen Gruppen und Musikstilen wird im großen Jubiläumsjahr 2004 in Ostheim so mancher Leckerbissen zu hören und zu genießen sein.