Entwicklung der Stadtmusik in Ostheim vor der Rhön
(nach Vorträgen von Harald Möller und Steven Grötsch)
1781 |
Am 29. Oktober 1781 wurde dem Rat der Stadt Ostheim ein Vorschlag zur feierlichen Aufsetzung des Knopfes mit Fahne auf dem neuen "Rathaus-Thurm" übergeben. Dabei wird ein Adjuvantenkreis bestehend aus "Paucken, Trompeten, Posaunen und anderen blasenden Instrumenten" erwähnt, der die Feier musikalisch umrahmen soll. |
1788 |
Verordnung des Fürstl. Sächs. Geistl. Untergerichts in Eisenach, die das sehr rege musikalische Leben in Ostheim erwähnt. Der Aufgabenkreis der Musik wird in 4 Artikeln geregelt. |
1824 |
In 47 Paragraphen wird das gesamte kirchliche und weltliche Musikleben in Ostheim festgeschrieben. |
1848 |
Dr. Christian Gottlieb Glock (Theologe, Mediziner und Bürgermeister von Ostheim) wird Dirigent der Bürgerwehrkapelle, die er bis zu einer leistungsfähigen Musikkapelle ausbaute. |
1866 |
Auflösung des Musikchors. |
1871 |
Der Gemeinderat von Ostheim unterstützt das Bestreben eines Herrn Reichardt zur "Herbeiführung einer besseren Instrumentalmusik". Nach wenigen Jahren löst sich die Kapelle wieder auf. |
1881 |
Musikdirektor Friedrich aus Fladungen trägt im Gemeindeamt den Wunsch vor, ein Musikchor zu gründen. In der Chronik werden keine Aktivitäten festgehalten. |
1891 |
Ein neues Musikchor unter der Leitung von Musikdirektor Karl Urban, der die Musiker bis 1922 ausbildete, wird ins Leben gerufen. Die Kapelle setzt sich zusammen aus 7 Mitgliedern aus Ostheim, 2 aus Stockheim, 1 Mitglied als Aushilfe und 4 angelernten Musikanten sowie 4 Probeschülern. Die Gruppe besteht bis 1908. |
1908 |
Entstehung eines Spielmannzuges. Sponsoren und Unterhalter waren die sächsische Schulbehörde und finanziell besser gestellte Eltern. |
1912 |
Fr. Pfefferkorn, Karl Kirchner und die ehemaligen Militärmusiker Pfeiffer und Hoyer, sowie Bürgermeister Hoffmann, Lehrer Heckert und der Forstbeamte und Organist Otto Schnupp leiteten die Stadtmusik. Unter den letzteren gewann die Kapelle wieder an Stärke und Leistung. |
1933 |
Unter dem NS-Regime wurde die "Stadtkapelle" zur SA-Kapelle erklärt. Organist Otto Schnupp leitete diese Formation. Später wurde das Orchester als Sturmbannkapelle I/27 geführt. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges löste sich die Kapelle auf. |
1954 |
Der neue Bürgermeister Werner Artus beauftragte den Berufsmusiker Emil Lueg, der damals ein "Salonorchester" führte, mit dem Aufbau einer Blasmusik. Bereits 1955 nahm die Kapelle am Fränk. Musikfest in Geroldsgrün teil. |
1957 |
Emil Lueg tritt in das Polizeimusikchor Köln ein. Friseur und Klarinettist Adolf Thiel übernimmt das Dirigentenamt. Bereits 1964 spielte die Stadtkapelle Ostheim in der damaligen Kunststufe. Die folgenden Jahre waren für das Orchester eine wahre Blütezeit. Sie war bei Konzerten, Festen, Musikfesten und Rundfunkaufnahmen nicht wegzudenken. Nach dem Tode von Reinhold Trabert wurde Bruno Bubenik, nach dessen Ableben Rudolf Kelz1. Vorsitzender des Musikvereins. |
1980 |
Auf diesem Höhepunkt starb 1980 ihr Dirigent Adolf Thiel. Sein Tod hinterließ eine kaum zu schließende Lücke. In der Folgezeit versuchten mehrere auswärtige Dirigenten den Standard der Kapelle zu halten. Breite Unterstützung erhielten sie von den Musikern, besonders von einem aktiven Musiker, Burkhard Wohlmacher, der die Kapelle kameradschaftlich zusammenhielt. |
1984 |
Der staatlich geprüfte Musiklehrer und Diplommusiker Walter Bortolotti, der bereits mit 12 Jahren in der Stadtkapelle Ostheim spielte, gründet in Ostheim eine Privatmusikschule. |
1999 |
Besondere Anerkennung verdient Harald Möllers Arbeit und Forschung über die Geschichte der Musik in Ostheim. Jahrelang hat er umfassend und erfolgreich in den Archiven gesucht und interessante Details über die lange Tradition der Ostheimer Kapellen herausgefunden. Lohn für diese Arbeit war die Verleihung der Pro-Musica-Plakette am 18.04.1999 in Neu-Ulm durch den damaligen Staatsminister für Kultur Hans Zehetmair.
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Minister Zehetmair (von links) überreicht dem Ostheimer Führungstrio Harald Möller,
Walter Bortolotti und Bürgermeister Adolf Büttner die Promusica-Plakette in Neu-Ulm. |
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2000 |
Gründung des Jugendorchesters „ffortissimo“ als Vorstufe zu Stadtkapelle. Ausbildungsziele sind Pflege des ersten disziplinierten Zusammenspiels, elementare Orchesterarbeit und Vorbereitung für Leistungsprüfungen als Grundlage für den Übertritt in die Stadtkapelle. Im gleichen Jahr wird von Ideengeber Walter Bortolotti der Musikerstammtisch ins Leben gerufen. Musiker aus nah und fern treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat im Gasthaus „Zur Krone“ zum gemeinsamen Musizieren und zu anschließender Geselligkeit. |
2004 |
50-jähriges Bestehen der Stadtkapelle und des Musikvereins. Die Stadtkapelle feiert das Jubiläum mit einem Festabend in der Markthalle. Harald Möller stellt in einem Vortrag seine Arbeit und Forschung über die Geschichte der Ostheimer Stadtmusik in beeindruckender Weise vor und ehrt 7 Gründungsmitglieder. Eine von Uli Gensler und Wolfgang Feldner zusammengestellte Tonbildschau zeigt die 50-jährige Geschichte der Stadtkapelle auf. |
2006 |
Der Musikverein/Stadtkapelle Ostheim wird eingetragener Verein (e.V.). Der allseits geschätzte 1. Vorsitzende Harald Möller tritt als Vorstand ab und die Bankkauffrau und Klarinettistin Monika Weber wird zur 1. Vorsitzenden gewählt. |
2007 |
1. CD-Aufnahme „So oder so?“ mit dem „Tonstudio 80“ von Wolfgang Städele aus Bad Wörishofen. Aufgenommen wurden 14 Titel traditioneller und moderner Blasmusik. |
2008 |
Die Stadtkapelle wird Musikfestsieger beim 8. Internationalen Blasmusikfest in Bautzen. Teilnehmer sind 13 Orchester aus Deutschland, Tschechien und Ungarn. Kriterien der Bewertung waren musikalische Darbietung, Moderation, Vielseitigkeit der Stücke und Solo- bzw. Showeinlagen. |
2009 |
Walter Bortolotti feiert sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Der Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes Helmut May verleiht ihm die Goldene Dirigentennadel. |
2011 |
Benefizkonzert „Einmal um die ganze Welt“ der Stadtkapelle und des Musikvereins Hohenroth in der Stadthalle Bad Neustadt zugunsten der Organisation „Ärzte für die Dritte Welt“. |
2014 |
60-jähriges Bestehen der Stadtkapelle und des Musikvereins. Im Rahmen eines Ehrenabends lässt Vorsitzende Monika Weber die 60-jährige Geschichte der Stadtkapelle Ostheim Revue passieren und ehrt langjährige aktive und passive Mitglieder. Die Veranstaltung wurde vom Jugendblasorchester „ffortissimo“ umrahmt. Die Stadtkapelle feiert das Jubiläumsjahr mit einem Eröffnungskonzert in der kath. Kirche „Maria Königin“, dem traditionellen Osterkonzert, einem Fränkisch-Böhmischen Abend in der Markthalle und als Jahresabschluss einem Adventskonzert in der ev. Kirche St. Michael. Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert der Egerländer-Besetzung des Heeresmusikchors Kassel. CD-Aufnahme „1000 Takte Blasmusik“ in Hohenroth zusammen mit Musikverein Gartenstadt, dem Blasorchester Großbardorf und dem Musikverein Hohenroth. Vorgestellt werden Stücke der CD bei einem Gemeinschaftskonzert in Bad Königshofen. Der Erlös der CD und des Konzertes geht an den LIONS-Club Bad Neustadt/Königshofen zugunsten des Projektes "Musik und Demenz". |
2015 |
„ffortissimo“ feiert sein 15-jähriges Bestehen mit einem Gemeinschaftskonzert. Gäste sind die Nachwuchskapellen Hohenroth, Großbardorf und Oberleichtersbach. Gemeinschaftskonzert der Stadtkapelle mit dem Polizeichor Fulda im Schloßtheater in Fulda. |
2016 |
Wertungsspiel in Wildflecken. Die Stadtkapelle wird Sieger im Wettbewerb „Marsch, Walzer, Polka und modernes Arrangement“. |
2017 |
Ausflugsfahrt nach Ostheim im Elsass und Gemeinschaftskonzert mit der dortigen Kapelle. |
2019 |
Tenorhornist Julian Weber erwirbt nach 2-jähriger Ausbildung in mehreren Kursen die Voraussetzung für die staatliche Anerkennung als Dirigent für Laienblasorchester. |
2020 |
Ehrenvorsitzender Harald Möller verstirbt im Januar im hohen Alter von 91 Jahren. |