Konzerte - Adventskonzert in Urspringen

Bericht von Tanja Heier, Rhön- und Streubote

 

Märchenhafte Einstimmung auf das Fest der Liebe

Stadtkapelle Ostheim ließ beim Adventskonzert in Urspringen die Hektik der Vorweihnachtszeit vergessen

 

Urspringen. (th) Ein bis auf den letzten Platz voll besetztes Gotteshaus gibt es meist nur am Heiligen Abend. Urspringens Pfarrer Oliver Englert konnte sich hierüber bereits am vierten Advent freuen. Um 19.00 Uhr gab sich in der evangelischen Kirche die Stadtkapelle Ostheim unter dem Dirigat von Walter Bortolotti die Ehre. Rund eineinhalb Stunden lang stimmten die Musiker das Publikum mit einem breit gefächerten Repertoire auf die Festtage ein und sorgten für Gänsehaut pur.

Es war also kein Wunder, dass die Augen des Pfarrers bei der Begrüßung strahlten. Voller Freude hieß Englert am Sonntag alle Gäste im Namen des Kirchenvorstands und des Elternbeirats der Kindertagesstätte willkommen. Das Programm verspreche eine ganze Weltreise durch die Musik, machte er neugierig. Nach der Lesung aus dem Evangelium und dem Lied "Macht hoch die Tür" ergriff Bruno Schmalen das Wort. Launig erklärte der Moderator die Entstehungsgeschichte des ersten Stückes. Feierlich und triumphal drang der Konzertmarsch "Arsenal" von Jan van der Roost durch die dicken Kirchenmauern. Johann Sebastian Bach wird in Gotteshäusern häufig gespielt, meistens erklingen seine Kompositionen an der Orgel. An diesem Sonntag war das anders, hier gab das Orchester "A Festive Tribute" aus der Kantate 207 zum Besten. Dieses Stück ist weltlichen Ursprungs, entstanden als Tribut an König August den dritten von Polen, zugleich Kurfürst Sachsens. Bach schrieb die Kantate, um den Posten als Hofkomponist zu erhalten, was im Jahre 1736 schließlich gelang. Der nächste Programmpunkt hatte, wie von Bruno Schmalen angekündigt, das Zeug zum Ohrwurm. Die "Farandole" ist ursprünglich ein alter Volkstanz. Erschaffen 1772 von Georges Bizet sorgt dieser auch heute noch mühelos für gute Laune. Die Geschichte, welche damit erzählt wird, ist nicht neu. Ein junger verliebter Bursche muss sich zwischen zwei Frauen entscheiden. Jeder kennt die Volksweise der Gebrüder Grimm von den armen Kindern eines Holzfällers. In den frühen 1890er Jahren entstand nach diesem Vorbild die romantische Oper "Hänsel und Gretel". Engelbert Humperdinck ist es zu verdanken, dass die Stadtkapelle mit Auszügen hieraus das Publikum voller Gefühl in eine andere Welt entführten konnte – Gänsehaut inklusive. Am Ende wird alles gut. Zumindest im Märchen ist das so. Und weil diese Gewissheit einfach schön ist, ging es ebenso märchenhaft weiter. Seit Jahrzehnten begeistert gerade zur Weihnachtszeit der Film "Drei Nüsse für Aschenbrödel" Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Nach einem Arrangement von Kurt Gäble übertraf das Orchester sich mit der Komposition zu Karel Svobodas "Cinderella's Dance" selbst. Kein Geringerer als Richard Strauß war es übrigens, der damals die Uraufführung dirigierte. In Urspringen hatten die Gäste die Ehre mit Ostheims Stadtmusikmeister als Taktgeber. Dass sie nicht nur meisterlich ihre Instrumente beherrschen, sondern auch bei Gesangseinlagen den richtigen Ton treffen, bewiesen die Akteure im Anschluss. Der Titel "Sing" von den Carpenters war also quasi Programm. Die Melodie des Songs des amerikanischen Pop-Duos hatte manch einer beim Verlassen der Kirche immer noch auf den Lippen. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Deshalb durfte ein Stück über das schönste Gefühl auf Erden natürlich nicht fehlen. Jacob de Haan schuf mit seinem "Concerto D' Amore" ein wahres Meisterwerk, nicht minder meisterlich umgesetzt von der Stadtkapelle. Die Einleitung klang wie eine barocke Ouvertüre. Danach folgte ein flotter Abschnitt im modernen Pop-Stil, der schließlich mit einem Adagio auslief, wie der Moderator zuvor erklärte hatte. Auch Swinganteile waren zu hören. Alles in allem eine gelungene Mischung, um die Füße mitwippen zu lassen. Da spätestens jetzt sowieso jeder gute Laune hatte, fehlte eigentlich nur noch eins: eine festlich-fröhliche Mischung bekannter Weihnachtslieder. Hinter dem Begriff "Happy Christmas" verbargen sich unter anderem traditionelle Weisen wie "Leise rieselt der Schnee", "Vom Himmel hoch da komm ich her", "Kommet ihr Hirten" und "Jingle Bells". Beim Schlussakkord war "Tochter Zion" zu vernehmen, bevor das Publikum mit Standing Ovations und kräftigem Applaus seiner Begeisterung freien Lauf ließ.

Sowohl Bruno Schmalen als auch Walter Bortolotti bedankten sich fürs Zuhören und wünschten ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest. Pfarrer Englert bedankte sich ebenfalls bei jenen, die zum Gelingen des Konzerts beigetragen hatten. Er freute sich besonders über die Tatsache, dass die Spenden der örtlichen Kindertagesstätte zugute kommen. Der Geistliche beendete die, wie er es nannte, "musikalische Reise auf einer Klangwelle", indem er den Segen Gottes erteilte. Natürlich kamen die Musikanten nicht ohne eine Zugabe davon. Sanft, beinahe zärtlich, erklang "Guten Abend, gute Nacht" von Johannes Brahms. Wer so liebevoll nach Hause geschickt wird, kann nicht anders, als mit einem seligen Lächeln in die Woche zu starten.